Jana Schindelhauer von Ikosae

Jana Schindelhauer von Ikosae sitzt auf einem Rowac-Schemel / Hocker vor einer Nähmaschine in ihrer Werkstatt.

„Als Designer/in

hat man ja so

ein Faible für Sitzgelegenheiten.“

Studio Farn - Du teilst dir das Studio mit einer Gruppe von kreativen Leuten. 

Das Studio haben Freunde, mit denen ich zusammen studiert habe, gegründet und mich mit meinem Label aufgenommen. Wir sind eine Art Co-Working Space, nur dass alle ihren festen Platz haben und seit vielen, vielen Monaten oder sogar Jahren dabei sind. Es ist kein öffentlicher Tausch-Ort; aber trotzdem geht es um Austausch.

Was machst du genau?

Ich helfe Unternehmen, nachhaltiger mit Ihren Resten und Verschnitten umzugehen. Ich verknüpfe das Ganze mit Ästhetik, sodass im Idealfall ein Produkt oder Halbzeug daraus entsteht, welches die Wertschöpfung am selben Ort erfährt, wo der Rest anfällt. Dieser Rest wird dann eben nicht zu Müll, wird nicht zur Deponie gebracht oder verbrannt, sondern wird durch pre-cycling verwertet. 

 
 
Studio Farn Leipzig Plagwitz
Ikosae Tasche Rucksack auf Rowac Schemel Hocker

Nachhaltigkeit spielt bei Rowac auch eine große Rolle. Ein Produkt über Generationen zu verwenden. Erzähle mal die Geschichte, die hinter deinem Rowac-Schemel steckt. 

Ja, den Schemel habe ich von meinem Opa, der Bauingenieur war, abgestaubt. Ich bin mir unsicher, ob er am Reißbrett auch auf dem Rowac saß…möglich wärs. Als er mit fast 90 Jahren verstorben ist und meine Familie und ich seine Wohnung ausgeräumt haben, kamen einige Schätze zum Vorschein: u.a. dieser Rowac-Schemel, der auf der Sitzfläche mit übelstem, orangefarbenen Plüsch, wie man das von Toilettendeckeln kennt, bezogen war. Und ich dachte ganz entsetzt “Was ist das denn?”, nehme den Plüsch ab und denke “Oh, geiler Scheiß!”

Was war dein Opa für ein Mensch?

Er war einer der nachhaltigsten Menschen, die ich je erlebt habe in meinem Leben. Er hat alles aufgehoben mit dem Gedanken, dass man es ja sicherlich noch gebrauchen kann. Das ist so ein bisschen die DDR-Mentalität: Besser haben als brauchen. Ich glaube er hat einfach alles in Ehren gehalten und lieber 3x repariert, überstrichen oder überklebt, auch in sehr aufwendiger Art und Weise, als weggeschmissen.

Seit wann besitzt du den Schemel deines Opas und wie verwendest du ihn?

Das muss im Frühjahr 2014 gewesen sein. Als Designer ist hat man ja so ein Faible für Sitzgelegenheiten - aber einen Hocker hatte ich noch nicht. Und er ist tatsächlich ziemlich viel in Benutzung. Hocker sind einfach perfekt! Der hat ganz viele Jahre bei mir als Nachttisch gedient. Und immer, wenn mal zu viele Leute da waren, hab ich ihn schnell als Sitzgelegenheit dazu geholt. Und so ist es auch heute noch. Er ist ein Multifunktionsmöbel, der eben nicht nur Platz in der Werkstatt findet, sondern auch in meinem Schlafzimmer und während der Home Office Zeit an meinem kleinen provisorischen Schreibtisch mein Arbeitsschemel war. 

Was ist das Konzept, welches hinter deinen Taschen steckt?

Die Tasche ist eigentlich ein Case Study Projekt. D.h. ich habe mir zunächst den Prozess bei produzierenden Unternehmen angeschaut: Was fällt an Resten/Verschnitt an? Welche Materialen, die im Müll landen, sind eigentlich noch brauchbar und wie kann man diese weiterverwenden? Kann man diese evtl. idealerweise sogar am selben Ort fertigen? Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ein Produkt zu entwickeln, das genau dafür ausgelegt ist. Dabei war mir auch wichtig, die Kompetenzen, die sowieso vor Ort sind, zu nutzen.

Wovon hast du das Design der Taschen abhängig gemacht?

In erster Linie habe ich es vom Material und Schnitt abhängig gemacht. Bei meiner Tasche nutze ich z.B. nur Rechtecke. Diese sind nicht nur einfach zuzuschneiden, sondern es entsteht möglichst wenig Verschnitt beim Zuschnitt der Tasche innerhalb des eigentlichen Restes.

 
Jana Schindelhauer auf Rowac Schemel Hocker mit Taschen Rucksack
Jana Schindelhauer von Ikosae auf Rowac Schemel Hocker mit Pflanze

Hast du eine Geschichte über deinen Schemel zu erzählen?

Als ich das Auto für den Umzug von Halle nach Leipzig gepackt habe und als letztes Möbelstück den Rowac-Schemel holte, hat mich mein Nachbar von gegenüber, der zu der Zeit schon Rowac und andere Möbel restauriert hat, angequatscht, ob ich den Schemel nicht abgeben wollen würde. Und ich nur so “Bitte was? Forget it! Das ist nen Rowac - ich kenn den Scheiß!” Der wollte mir den echt auf den letzten Meter abluchsen. 

So von wegen “Das alte Ding brauchst du doch nicht, oder?”

Ja genau.

Du hast den Schemel also zu schätzen gewusst. 

Ja, nicht nur als Erbstück, sondern er ist auch so ein bisschen meine Not-Wertanlage. Wenn mal ganz schlimme Zeiten auf mich zukommen sollten, dann kann ich den Rowac-Schemel immer noch verkaufen… 

Thomas König vom Automuseum Prototyp sitzt auf einem Rowac-Schemel / Hocker mit einem Cisitalia D46 Sportwagen im Hintergrund.

Thomas König vom Automuseum Prototyp

Katja Lauche von Pauls Boutique sitzt auf einem Rowac-Schemel / Hocker vor einem Regal mit Carhartt-Kleidung in ihrem Streetwear-Shop in Chemnitz.

Katja Lauche von Pauls Boutique